Die Kultivierung des Kaffees
Die Kultivierung des Kaffees ist genauso eine Kunst wie der Anbau von Wein. Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden, damit der Kaffee in der Tasse schließlich so gut schmeckt, wie er soll.
Kultivierung des Kaffees – Nur zwei Arten in Europa bekannt
Kaffee ist ein noch eher junges Getränk. Die Pflanzengattung Coffea wurde erst 1753 mehr oder weniger vollständig beschrieben. Die Gattung umfasst die Untergattungen Baracoffea und Coffea. Nur Coffea bringt unter ihren 124 Arten solche hervor, die für die Kaffeeherstellung genutzt werden. Insgesamt werden weltweit neun Arten kultiviert, von denen in Deutschland aber nur zwei bekannt sind, Coffea Arabica und Coffea Canephora (unter dem Namen Robusta vertrieben).
Geschichte des Anbaus
Obwohl die Gattung Coffea, welche in die Familie der Rubiaceae gehört, erst 1753 beschrieben wurde, ist Kaffee schon länger bekannt. In den Ursprungsländern wird er seit Jahrhunderten getrunken, allerdings glich seine Zubereitung damals eher der von Tee, denn sowohl Blätter als auch die getrockneten Früchte der gerade vorhandenen Art wurden getrocknet und mit Wasser aufgebrüht. Richtig angebaut hat man Kaffee dafür nicht. Man bediente sich an den wildwachsenden Pflanzen.
Etwa am dem 16. Jahrhundert begann der systematische Anbau der Kaffeepflanzen und in der Folge auch die Ausbreitung des Getränks über die Ursprungsländer hinaus. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatten die Araber das Monopol auf den Kaffeeanbau, und sie hüteten die Geheimnisse der Kultivierung wie einen Schatz. Der Anbau der wertvollen Bohnen, die strenggenommen keine Bohnen sind, sondern Samen von Steinfrüchten, erstreckte sich ausschließlich über Äthiopien und den Jemen. Irgendwie gelang es den Niederländern in den 1640-er Jahren Kaffeebohnen nach Sri Lanka zu bringen, denn ab 1648 wird für dieses Land der Kaffeeanbau durch die Holländer nachgewiesen. Ende des 17. Jahrhunderts bauten die Niederländer auch auf Java Kaffee an. Die Franzosen brachten den Kaffeeanbau schließlich um 1720 herum nach Martinique, und die Portugiesen begannen gleichzeitig, in Brasilien mit der Kultivierung der wertvollen Bohne. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stiegen auch die Spanier in das Geschäft ein und begannen mit dem Kaffeeanbau auf Guatemala. Erst im letzten und in diesem Jahrhundert wurde Coffea auch in verschiedenen afrikanischen Ländern wieder rekultiviert. Bereits um 1600 wurde weitestgehend unbemerkt von den Europäern und Arabern Kaffee in Südindien kultiviert.
Kultivierung des Kaffees – Bedingungen für den Kaffeeanbau
Betrachtet man die Verbreitung des Kaffeeanbaus auf der Karte, so erkennt man, dass sie Länder, in welchen die Kaffeepflanze kultiviert wird, meistens in der Nähe des Äquators liegen. Kaffeepflanzen sind sehr sensibel. Sie vertragen weder extreme Hitze noch Kälte (die Durchschnittstemperatur sollte zwischen 18 und 25 Grad liegen, die Temperatur sollte möglichst nicht unter 13 Grad sinken), brauchen ziemlich viel Wasser (Regenmengen von 1500 mm bis 2000 mm, wobei Robusta mehr Wasser braucht als Arabica) und gedeihen am besten an schattigen Plätzen. Coffea Arabica wird eher in höheren Lagen angebaut, wohingegen sich Coffea Canephora besser in niedrigeren Lagen eignet. Auch der Nährstoffbedarf der Kaffeepflanzen ist hoch; und am liebsten haben sie leicht saure Böden, wie sie etwa in (ehemals) vulkanischem Gebiet vorkommen.
Kaffeepflanzen können durch Samen, Stecklinge oder Pfropfen vermehrt werden. Meistens wird Kaffee ausgesät. Erst nach etwa sechs Wochen beginnen die Bohnen/Samen zu keimen. Bis die kleinen Kaffeepflanzen ins Freiland gesetzt werden, vergehen ungefähr acht Monate. Um die Ernte zu vereinfachen, werden die Bäume stets auf 1,5 bis 3 Meter zurückgeschnitten. Der Ertrag ist bei den beiden meistkultivierten Arten im Alter von drei bis zwanzig Jahren maximal, danach geht er zurück.
Arbeitsintensive Ernte
Kaffee kann ein- bis zweimal jährlich geerntet werden. Da die Früchte unterschiedlich schnell reifen, dauert die Ernte bis zu zwölf Wochen und kann, soll eine hohe Kaffeequalität erreicht werden, nur von Hand durchgeführt werden. Werden Maschinen eingesetzt, müssen die unreifen Beeren von Hand aussortiert werden, was auch eine große Arbeit ist und außerdem viel Abfall produziert. Bei Billigkaffee werden die unreifen Beeren oft mitgeröstet. Von 100 gut tragenden Arabicabäumen kann man etwa 60 Kilogramm Bohnen erwarten.
Kultivierung des Kaffees – Neun angebaute Arten
Auf über 60% der Anbauflächen wird die Art Coffea Arabica kultiviert. Eine der bekanntesten Sorten ist Sidamo, welche hauptsächlich im Ursprungsland des Kaffees, in Äthiopien angebaut wird. Die Pflanze, die bis zu 5 Meter hoch wird wächst am besten auf einer Höhe von 1000 bis 3000 m über Meer. Sie trägt bereits nach drei bis fünf Jahren und produziert ihre Früchte dann für mindestens 50, stellenweise aber bis zu 100 Jahre. Die Hauptanbauländer für Coffea Arabica sind Brasilien, Indien, Indonesien, Kolumbien, Peru, Guatemala, Mexiko und Honduras. Arabica ist der in Deutschland am häufigsten getrunkene Kaffee.
Der Anteil von Coffea Canephora (Robusta) am Kaffeegesamtmarkt beträgt ungefähr36 %. Insbesondere die Spanier, Portugiesen und Italiener mögen die Früchte dieses bis zu 8 m hoch werdenden Strauches, dessen Coffeinanteil mit 2,7 % wesentlich höher liegt als bei Arabica mit 1,5 %. Coffea Canephora wird überwiegend in Zentral- und Westafrika angebaut. Die Hauptkultivierungsländer sind die Elfenbeinküste, Nigeria, Kamerun, Tschad, Angola und Madagaskar aber auch die asiatischen Staaten Vietnam und Thailand.
Etwa 1 % des Gesamtanbaus entfällt auf die Art Coffea Liberica. Die Pflanze wird bis zu 20 Meter hoch und ist sehr dürreresistent. Die meistangebaute Sorte ist Excelsa. In Westafrika, in Indonesien, Vietnam und auf den Philippinen wird die Art gerne kultiviert und getrunken.
Eine noch marginalere Rolle spielen die Sorten Coffea Stenophylla (Elfenbeinküste, Guinea, Sierra Leone), Coffea Congensis (wie der Name schon sagt, im Kongo angebaut), Coffea Bonnieri (Madagaskar), Coffea Racemosa (Mosambik), Coffea Zanguebariae (Tansania) und Coffea Bengalensis (Bengalen).
Intensiver Kaffeeanbau und seine Folgen
In den Anfängen wurde Kaffee ziemlich umweltschonend unter Bäumen angepflanzt, da die Coffea ja eigentlich Schatten brauchen. Da die Ernte mühsam ist und der Ertrag nicht so hoch wie in einer Monokultur, sind viele Kaffeebauern auf die intensive Art des Anbaus umgestiegen. Herrschte im herkömmlichen Anbau ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen, sind die Schädlinge nun in der Überzahl und müssen mit Insektiziden bekämpft werden. Auch Herbizide kommen zum Einsatz. Durch den Intensivanbau stieg die Bodenerosion, und die Wasserqualität nahm stark ab. Die Kaffeebauern sind maßgeblich mitverantwortlich für die Abholzung des Regenwaldes und die damit einhergehende Abnahme der Artenvielfalt. All die Probleme wurden erkannt, und man arbeitet daran, nachhaltige Lösungen zu finden, doch bis es soweit ist, können noch Jahrzehnte ins Land gehen. Bei ökologischem Kaffeeanbau sind die Schäden weitaus geringer, jedoch macht dieser nur etwa 5 % des Gesamtanbaus aus.
Kaffee selbst anbauen
Selbstverständlich ist es auch möglich, Kaffeepflanzen selbst zu ziehen. Dazu entnimmt man reifen Kaffeebeeren die Samen und steckt sie einzeln in Töpfe ungefähr einen Zentimeter unter die Erde. Man muss darauf achten, dass der Standort zwischen 20 und 25 Grad warm ist, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung. Nach ein paar Monaten kann der kleine Kaffeebaum in einen größeren Topf gepflanzt werden. Ein Umtopfen ist angesagt, wenn der Wurzelballen den Topf ausfüllt. Zum Gießen wird Regenwasser empfohlen, dem man ab und zu Zitronensaft beimischen soll, um den PH-Wert auf die empfohlenen 5 bis 6 zu senken. Außerdem sollte die Pflanze möglichst täglich mit Wasser besprüht werden. Es kann mehrere Jahre dauern, bis die Pflanze erstmals blüht und dabei einen betörenden Duft verströmt. Die Bestäubung kann mit einem Pinsel erfolgen. Die Kaffeefrüchte benötigen im Haus zwischen acht und zwölf Monaten, um zu reifen. Um eine Ernte zu erhalten, die auch ein paar Tassen Kaffee ermöglicht, benötigt man viele kleine Bäume.