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Welche Funktion hat das Ventil in Kaffeepackungen?

In diesem Artikel geht es um das Ventil in Kaffeepackungen. Ein richtig guter Kaffee besteht aus richtig gut gerösteten Bohnen. Er enthält die feinen Aromen und Nuancen – von säuerlich bis herb -, die je nach Sorte einem guten Röstkaffee seinen unverwechselbaren Charakter geben sollen. Von der Ernte bis zur Röstung soll die Bohne schonend behandelt werden, damit auch nichts vom guten Geschmack verloren geht. Und wenn alle Bohnen geröstet worden sind, werden sie verpackt. Und tatsächlich hat die Beschaffenheit der Kaffeeverpackung einen großen Einfluss auf die Haltbarkeit des Geschmacks. Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist das Kunststoffventil, das sich vor allem in Packungen von ganzen Kaffeebohnen finden lässt. Doch wozu ist es gut?

Kaffeepackung

Kaffeepackung ©iStockphoto/Pro3DArt

Ventil in Kaffeepackungen – Was ein Aromaschutzventil genau ist

Das Ventil in Kaffeepackungen (und auch in Sauerkrautpäckchen oder in Packungen von Teigwaren) heißt Aromaschutzventil. Ein kleiner Ausflug in die Welt technischer Bauteile lässt daran erinnern, dass ein Ventil ein von einer Seite zu durchdringender Durchgang ist, dessen Durchlaufverhalten in der Regel vom Druck abhängig ist. Vereinfacht gesagt: Von einer Seite darf etwas ausströmen und von der anderen soll nichts hinein strömen. Bei Aromaschutzventilen handelt es sich um Ventile, die einen Gasaustritt zulassen, aber keinen Gaseintritt.

Das Patent für das kleine Kunststoffventil (der Durchmesser beträgt zumeist knapp über 2 cm) wurde 1993 von Luigi Goglio eingereicht. Es ist vermutlich kein Zufall, dass gerade ein Italiener sich damit beschäftigte, wie das Aroma von Kaffee besser erhalten werden kann. Derweil produzieren aber diverse Hersteller diese Ventile, die sich aber alle auf Goglios Entwurf zurückführen lassen.

Der Aktivierungsdruck eines Aromaschutzventils liegt im Bereich weniger Millibar (mbar). Der gewöhnliche Druck der Umgebung auf Meeresspiegelniveau durch Luft liegt indes bei 1013 mbar. Aromaschutzventile sind also äußerst feinfühlig, was Druckveränderungen angeht und können entsprechend schnell „handeln.“

Die technische Verarbeitung in die Kaffeepackungen ist meistens unauffällig: Für den Kunden sind die Ventile oftmals nur als Ringabdruck zu erahnen. Meistens werden diese Ventile in das Verpackungsmaterial hinein gebrannt oder anderweitig eingesetzt.

Warum der Gasaustausch notwendig ist

Kaffeebohnen sind ein Produkt der Natur und verstoffwechseln als solches. Allein das führt zu einem gewissen Austritt von Kohlenstoffdioxid aus den Bohnen. Viel entscheidender ist allerdings, dass die Röstvorgänge chemische Reaktionen in Gang setzen, die zwei Effekte haben: Aromen werden frei. Und es kommt zu weiteren Ausgasungen in Form von Kohlenstoffdioxid. Säuren und einige Öle zerfallen beim Rösten und werden durch Verbrennungsprozesse in kleinteilige Gasmoleküle, Wasser und weitere Stoffe umgewandelt. Desto länger Bohnen nach dem Rösten reifen, desto mehr Gas tritt auch aus. Denn auch nach dem Rösten – wenn die Temperatur wieder normal ist – bleiben einige Stoffe im Kaffee instabil und können zerfallen. Auch hier wird wiederum Gas freigesetzt.

Es gibt zwar die Möglichkeit, die Bohnen nach dem Rösten in Silos oder großen Wannen ausgasen zu lassen, aber das führt zum nächsten Problem: Der Kontakt mit dem Sauerstoff sorgt für einen Verlust an Aromen. Der ist dadurch zu begründen, dass beispielsweise aromatragende Öle durch Sauerstoffkontakt verranzen. Außerdem treten mit dem Ausgasen auch Aromen und Partikel aus, die ebenfalls durch Luftkontakt verloren gehen.

Und genau deshalb ist der Gasaustausch so wichtig. Die Kaffeebohnen können frisch geröstet in der Packung in dieser weiter ausgasen. Das Kohlenstoffdioxid entweicht über das Ventil, während Sauerstoff nicht in die Packung hinein gelangen kann. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kaffeebohnen ihr Aroma bestmöglich erhalten können. Sauerstoff ist im Übrigen schlecht für beinahe alle Aromen beinahe aller Lebensmittel. Insgesamt versucht die Lebensmittelwirtschaft deshalb berechtigterweise, Sauerstoff von allem fernzuhalten.

Für eine gute Tasse Kaffee muss es eine gute Verpackung sein

Bei allen Herstellern, die Wert auf Qualität bei ihren Bohnen legen, gehört das Ventil dazu. Wie erwähnt, ist es manchmal sehr unscheinbar in der Packung verarbeitet. Aus praktischen Gründen befindet es sich allerdings fast immer oben am Beutel. Als Kunde sieht man zumeist nur eine Verdickung in der Packung oder – seltener – das eingearbeitete Ventil.

Das Aromaschutzventil erhält für den Kunden die Aromen, die laut der Röstung auch vorgesehen sind. Kaffee hat zwar in der Regel ein großzügig etikettiertes Haltbarkeitsdatum, jedoch gehen die Aromen – auch mit Ventil – binnen Wochen teilweise verloren. Das ist auch der Grund dafür, dass allgemein angeraten wird, geöffnete Packungen binnen zwei Wochen aufzubrauchen. Das Aromschutzventil erfüllt aber seinen Zweck. Ohne es würden die wichtigen Geschmacksträger noch schneller verloren gehen.

Weiterhin gibt es auch Hersteller, die sich anders behelfen. Da das Ausgasen eines Kilogramms Kaffee in der Packung theoretisch bis zu sechs Liter Gas freisetzen kann, ist es in jedem Falle notwendig, dass eine Kaffeepackung mindestens ein Loch hat. Sie würde sonst schlichtweg platzen – was natürlich ärgerlich für den Handel, die Zwischenhändler und den Endkunden wäre. Entsprechend wird bei nicht ganz hochwertigen Verpackungen auch einfach maschinell ein winziges Loch in die Packung gestanzt. Dies genügt zwar, um Kohlenstoffdioxid entweichen zu lassen, hat aber überhaupt keine Ventilfunktion. Während also Kohlenstoffdioxid austritt, kann auch Sauerstoff eintreten. Und das sollte nicht gewollt sein.

Aromatischer Röstkaffee sollte deshalb in aromaschützenden Packungen gelagert und erworben werden. Es schmeckt einfach besser.

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